Thermoregulierung bei Pferden: Wie sie sich im Winter selbst warmhalten
- juliasteffanowski
- 24. Jan.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 3. Feb.

Die Thermoregulation umfasst alle Prozesse, mit denen der Körper seine Temperatur in einem gesunden Bereich hält, um optimal zu funktionieren. Auch Pferde sind auf diese natürlichen Mechanismen angewiesen, um sich vor Kälte zu schützen.
Kaum hat der Sommer sein Ende gefunden und die Temperaturen sinken, beginnt es uns Menschen zu frieren – wir greifen nach unseren dicken Jacken und Decken für die Pferde. Schon bei Temperaturen unter 20 °C muss unser Körper Energie aufwenden, um sich warm zu halten. Pferde hingegen aktivieren ihren Stoffwechsel erst bei etwa -10 °C, um Wärme zu produzieren. Der Wohlfühlbereich für Pferde liegt dabei zwischen 5 und 15 °C.
Das Winterfell: Ein natürlicher Schutzmechanismus
Ein zentraler Bestandteil der Thermoregulation ist das Winterfell. Dieses bildet sich unabhängig von der Außentemperatur und wird durch die abnehmende Tageslichtlänge nach der Sommersonnenwende Ende Juni angestoßen. Bei milden Temperaturen bleibt das Fell weniger dicht und kürzer, während es bei kühlerem Wetter deutlich dichter wird – bis zu 30 % dichter als das Sommerfell. Pferde können auch selbst Einfluss auf die Wärmeisolierung nehmen: Sie stellen ihre Haare auf, drehen oder legen sie an. Diese Anpassung erfordert jedoch trainierte Haarbalgmuskeln, weshalb eingedeckte Pferde diese natürliche „Fellaufstellung“ kaum nutzen können.
Schutz vor Nässe und Kälte
Das Winterfell schützt nicht nur vor der Kälte, sondern auch vor Feuchtigkeit. Die Talgschicht im Fell sorgt dafür, dass Wasser abperlt und das Pferd trocken bleibt. Diese Schicht sollte durch ständiges Ausbürsten nicht entfernt werden, da sie eine wichtige Barriere darstellt.
Die Gefahr von übermäßigem Eindecken
Trotz des natürlichen Schutzes durch das Winterfell kann zu viel Eindecken gefährlich sein. Wenn die Außentemperaturen tagsüber steigen, kann das zu Stress, Koliken oder sogar Hitzschlag führen, wenn das Pferd nicht genügend Wärme abgeben kann. Es ist also wichtig, die Bedürfnisse jedes einzelnen Pferdes individuell zu berücksichtigen und das Eindecken nicht nur nach den eigenen Temperaturempfindungen zu entscheiden.
Fettpolster als zusätzlicher Isolator
In der freien Natur würden Pferde über den Sommer hinweg etwa 20 % ihres Körpergewichts zunehmen, da Fett als hervorragender Isolator dient – es schützt dreimal besser als andere Gewebe. Diese Fettreserven würden dann über den Winter wieder abgebaut, was gleichzeitig eine natürliche Entgiftung des Körpers fördert. Pferde, die zu wenig Fettdepots haben oder besonders dünn sind, benötigen unter Umständen zusätzliches Raufutter, um ihre Thermoregulation zu unterstützen.
Die Rolle des Blinddarms und die Bedeutung von Raufutter
Ein weiterer natürlicher Wärmespender für Pferde ist ihr riesiger Blinddarm, der enorme Mengen an Wärme produziert. Diese innere Wärmequelle schützt vor Auskühlung und hilft, die Körpertemperatur zu stabilisieren. Um diese Wärmeregulierung optimal zu unterstützen, sollte Pferden stets ausreichend Raufutter, insbesondere Heu, zur Verfügung stehen. Heu sorgt nicht nur für eine gesunde Verdauung, sondern auch für zusätzliche Wärmeproduktion: Die Verdauung von Raufutter erzeugt im Körper Wärme, was besonders an kalten Tagen entscheidend ist. So hilft das Heu nicht nur, den Hunger zu stillen, sondern auch, das Pferd von innen heraus warm zu halten.
Blutkreislaufsystem und Anpassung an Kälte
Bei Kälte verengen sich die Arterien, um den Blutfluss zu verlangsamen und Wärme im Körperinneren zu bewahren. An wärmeren Tagen hingegen erweitern sich die Blutgefäße, wodurch der Blutfluss steigt und die Pferde besser durchblutet werden – auch die Schweißdrüsen können aktiv werden, wenn es erforderlich ist.
Fazit: Pferde brauchen keinen Übermaß an Decken
Ein gesundes Pferd ist in der Regel hervorragend gegen Kälte geschützt – auch ohne Decke. Es kann seine natürlichen Thermoregulationsmechanismen nutzen und sich selbst warmhalten. Anders sieht es bei kranken, sehr dünnen oder geschorenen Pferden aus: Diese Pferde benötigen unter Umständen bereits bei niedrigen Temperaturen oder feuchtkaltem Wetter zusätzliche Hilfe in Form von Decken. Eine solche Entscheidung sollte immer individuell getroffen werden, basierend auf den spezifischen Bedürfnissen des Pferdes – und nicht nach dem eigenen Temperaturempfinden.
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