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Körpereigene Prozesse im Fellwechsel der Pferde: Umbau und Anpassung an die Jahreszeiten


 Detailaufnahme des Fells eines Pferdes zum Ende des Fellwechsels, das den Übergang von dichtem Winterfell zu leichtem Sommerfell verdeutlicht.

Wenn die Tage länger werden und der Frühling immer näher rückt, stellt sich der Stoffwechsel deines Pferdes auf den Fellwechsel ein. Während wir Menschen meist noch nach der warmen Jacke greifen und die ersten Sonnenstrahlen genießen, bereitet sich der Pferdekörper auf die kommenden klimatischen Bedingungen vor. Doch dieser Prozess ist weit mehr als nur das Abwerfen alter Haare.

Der Fellwechsel ist eine anspruchsvolle Phase, in der der Körper nicht nur das Fell anpasst, sondern auch wichtige Entgiftungsprozesse aktiviert. Damit dein Pferd gesund und widerstandsfähig bleibt, ist es hilfreich, die natürlichen Abläufe zu verstehen und gezielt zu unterstützen.


Wie der Körper den Fellwechsel auslöst und reguliert


Der Fellwechsel wird durch die Länge der Tageslichtstunden und die Außentemperaturen gesteuert. Sobald das Tageslicht im Herbst abnimmt, setzt die Produktion von Melatonin im Körper deines Pferdes ein. Dieses Hormon wirkt wie ein Schalter und signalisiert dem Körper, dass es Zeit ist, das dichte Winterfell wachsen zu lassen.

Im Frühjahr passiert das Gegenteil: Mit zunehmendem Tageslicht nach der Wintersonnenwende sinkt der Melatoninspiegel, und der Körper beginnt, das Winterfell abzustoßen. Interessanterweise spielt die Temperatur dabei nur eine untergeordnete Rolle. Selbst bei kühlen, winterlichen Temperaturen im Frühjahr beginnt der Fellwechsel, solange die Tageslichtstunden zunehmen.

Der Fellwechsel dauert durchschnittlich insgesamt sechs bis acht Wochen. Diese Zeitspanne variiert jedoch je nach Rasse und Genetik, Haltung, Alter und Gesundheitszustand. Pferde, die ganzjährig im Freien gehalten werden, wechseln ihr Fell oft zügiger als Boxenpferde, da sie stärker den natürlichen Licht- und Temperaturverhältnissen ausgesetzt sind.

Ein reibungsloser Fellwechsel ist ein Zeichen für einen gesunden Stoffwechsel. Verzögerungen oder ein ungleichmäßiger Wechsel können auf eine Störung im Stoffwechsel oder auf Nährstoffmängel hinweisen. Umso wichtiger ist es, bei Auffälligkeiten der Ursache auf den Grund zu gehen, damit du dein Pferd gezielt unterstützen und langfristig gesund erhalten kannst.


Entgiftungsprozesse im Fellwechsel


Das Haarwachstum ist ein intensiver biologischer Prozess, bei dem viele Nährstoffe verbraucht werden. Gleichzeitig aktivieren die Stoffwechselorgane Entgiftungsmechanismen, um den Körper von Abfallstoffen zu befreien, die sich im Gewebe angesammelt haben. Gerade über den Winter speichert der Pferdeorganismus viel ein, was dann im Frühjahr mit neuem und frischem Nahrungsangebot losgelassen werden kann.

Die Haut ist während des Fellwechsels besonders aktiv, da sie nicht nur alte Haare abstößt, sondern auch Stoffwechselprodukte nach außen transportiert. Eine gute Hautdurchblutung fördert diesen Prozess. Deshalb ist regelmäßiges Bürsten während des Fellwechsels nicht nur ein Pflegeritual um die losen Haare abzubürsten, sondern eine wertvolle Unterstützung für den Hautstoffwechsel deines Pferdes. Durch die Massagewirkung des Bürstens wird die Haut besser durchblutet, was den Abtransport von Stoffwechselabfällen erleichtert.


Ausleitung über Haut, Darm und Lunge


Während der Fellwechsel hauptsächlich über die Haut sichtbar wird, sind auch andere Organe an der Entgiftung beteiligt. Der Darm spielt eine wichtige Rolle, indem er überschüssige Stoffe über den Kot ausscheidet. In dieser Zeit kommt es bei einigen Pferden vermehrt zu Kotwasser oder Verdauungsstörungen. Dies kann ein Hinweis darauf sein, dass der Körper verstärkt entgiftet und der Darm vorübergehend überlastet und gereizt ist.

Auch die Lunge kann betroffen sein. Während der Entgiftung gelangen Stoffwechselprodukte auch über die Ausatemluft nach außen. Der saure Charakter der Abfallstoffe kann die sensiblen Schleimhäute in dem Bereich reizen, was sich in Husten oder einer erhöhten Schleimproduktion äußern kann. Gerade bei Pferden mit chronischen Atemwegserkrankungen ist in dieser anspruchsvollen Phase eine gezielte Unterstützung besonders wichtig.


Eine herausfordernde Zeit für das Immunsystem


Während des Fellwechsels ist das Immunsystem deines Pferdes besonders gefordert. Die Entgiftungsprozesse und der hohe Nährstoffbedarf können das Abwehrsystem schwächen, wodurch die Anfälligkeit für Infekte steigt. Hautprobleme wie Mauke oder Pilzbefall treten in dieser Phase vermehrt auf. Auch Atemwegsinfekte können sich durch das vorübergehend geschwächte Immunsystem häufen.

Damit diese natürlichen Entgiftungsprozesse reibungslos funktionieren, benötigt der Körper ausreichend Nährstoffe. Auch passende Kräuter oder andere Pflanzenstoffe können die körpereigenen Prozesse erleichtern und unterstützen. Besonders wichtig ist ein ganzheitlicher Ansatz: Neben der Unterstützung von Leber und Nieren sollten auch Haut, Darm, Lunge sowie das Immunsystem gezielt gestärkt werden, um den Anforderungen während dieser intensiven Phase gerecht zu werden.


Fazit


Der Fellwechsel ist eine anspruchsvolle, aber faszinierende Phase im Jahresverlauf deines Pferdes. Während dieser Zeit läuft der Stoffwechsel auf Hochtouren, und der Körper aktiviert wichtige Entgiftungsprozesse. Mit einer gezielten Unterstützung durch eine bedarfsdeckende Fütterung, Kräuter und regelmäßige Pflege kannst du deinem Pferd helfen, gesund und vital durch den Fellwechsel zu kommen.

Indem du die natürlichen Abläufe verstehst und darauf eingehst, trägst du dazu bei, dass dein Pferd nicht nur gut auf die kommende Jahreszeit vorbereitet ist, sondern auch langfristig gesund und widerstandsfähig bleibt.

 
 
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